FlugbegleiterIn werden: So schaffst du es!

Möchtest du auch FlugbegleiterIn werden und hast ganz viele Fragen zur Bewerbung und zum Ablauf? Ich bin seit 4 Jahren Flugbegleiterin bei einer großen deutschsprachigen Airline und kann dir diese Fragen beantworten.

Endlich ist es wieder soweit: die meisten Airlines sind wieder auf der Suche nach neuen FlugbegleiterInnen und die Castings und Recruitments sind am laufen. Und vielleicht geht es dir wie mir vor 4 Jahren: der Gedanke als Flugbegleiter durch die Welt zu fliegen hat dich schon immer gereizt, aber richtig getraut hast du dich nie oder der Zeitpunkt hat einfach nicht gepasst. Ich habe mich nach meinem Studium dafür entschieden alles auf eine Karte zu setzen. Ganz spontan hatte ich meinen alten Job gekündigt und es keinen Moment bereut. Nun fliege nun seit fast 4 Jahren bei einer großen deutschen Airline auf der Kurz-, Mittel- und Langstrecke. Klingt gut? Dann trau dich! In diesem Artikel erkläre ich dir alles zur Bewerbung, zur Ausbildung und habe jede Menge Tipps für dich.

Warum möchtest du FlugbegleiterIn werden?

Das wichtigste zuerst: werde dir klar warum du Flugbegleiterin werden möchtest und warum die Airline, bei der du dich bewirbst, genau dich auswählen sollte. Ich habe vor einiger Zeit einen Test erstellt, bei dem du genau das herausfinden kannst. Klick einfach auf diesen Artikel hier. Sei dir bewusst, dass der Arbeitsalltag von uns FlugbegleiterInnen alles andere als regelmäßig ist und man bei diesen Job Nachtdienste, Arbeit am Geburtstag des Partners oder an Weihnachten in Kauf nehmen muss. Vor allem am Anfang verdient man nicht besonders viel Geld und bei den meisten Airlines läuft alles nach Seniorität – also der Dauer der Firmenzugehörigkeit ab. Das beginnt mit den Flügen, auf die man gebucht wird bis zur Verteilung des Urlaubs. Ganz konkret bedeutet das: in den ersten Jahren bekommt man eher „unbeliebte“ Ziele zugeteilt, weil man einfach von dienstälteren KollegInnen bei der Auswahl der Flüge überboten wird. Je länger man dabei ist, desto mehr Goodies kann man sich am Ende raus picken. Sei dir dessen bewusst, bevor du dich bewirbst.

Welche Anforderungen gibt es um FlugbegleiterIn zu werden?

Wie bei jeden anderen Job gibt es auch für FlugbegleiterInnen bestimmte Anforderungen, die je nach Airline unterschiedlich sind. Schau am besten auf der Website deiner Traum-Airline genau nach, ob du alle Anforderungen erfüllst. Die „Grundvorraussetzungen“ sind jedoch:

• Mindestalter: 18 – 21 Jahre (je nach Airline)
• Mindestgröße: zwischen 1,55m – 1,60m (je nach Airline)
• Gültiger Reisepass, den du ohne Einschränkungen benutzen kannst
• Sprachkenntnisse: Deutsch und Englisch musst du fließend sprechen können. Jede weitere Sprache ist immer von Vorteil, aber kein Muss
• Abgeschlossene Schulabschluss (Abitur/Realschulabschluss/Matura) oder abgeschlossene Berufsausbildung
• Führungszeugnis ohne Einträge
• Sehschärfe ohne Sehhilfe von +/-5 Dioptrien
• Schwimmkenntnisse

Größe & Gewicht: Wie müssen FlugbegleiterInnen aussehen?

Die Zeiten, in denen FlugbegleiterInnen nicht mehr als 50kg wiegen dürfen und vor jedem Flug auf die Waage steigen mussten sind zum Glück vorbei. Uns gibt es in allen Größen und Formen – und das ist auch gut so. Wichtig ist, dass man ein gesundes Körpergewicht hat, um im Notfall das Flugzeug evakuieren zu können. Dein Gewicht sollte also proportional zur Körpergröße passen.

Dürfen FlugbegleiterInnen Tattoos, Piercings und gefärbte Haare haben?

Je nach Airline gibt es andere Regeln und Anforderungen was Tattoos und Piercings angeht. Die meisten Airlines erlauben Tattoos, wenn sie an einer Stelle sind, die von der Uniform versteckt wird. Ich habe auch ein Tattoo, aber die Bluse verdeckt es sehr gut. Piercings im Gesicht sind bei meinem Arbeitgeber nicht erlaubt. Je nach Airline sind auch die Regeln der erlaubten Haarfarben unterschiedlich, die meisten Airlines wünschen sich aber ein natürliches Äußeres – also rot gefärbte Haare sind in Ordnung, solange es ein natürlicher Rotton ist und kein Pumpuckl-Rot.

Kannst du als Flugbegleiterin ein Kopftuch tragen?

Wie schaut es mit einem Hijab zur Uniform aus? Die meisten Airlines haben eine Uniformtrageordnung, die genau vorschreibt wie man seine Uniform zu tragen hat. Hier ist festgelegt, ob und welche Uniformteile wie kombiniert werden dürfen. Die meisten Airlines haben hier kein Hijab vorgesehen. Warum? Weil die Uniform einfach auch den kulturellen Hintergrund der Airline widerspiegelt. Emirates hat zum Beispiel einen weissen Schleier im Pillbox-Hut, der getragen werden muss. Anders Qatar, das auch ein muslimisches Land ist, ist hier kein Kopftuch vorgesehen. Wie du siehst: jede Airline hat hier andere Vorschriften, die großen deutschen Airlines erlauben es jedoch nicht.

Welche Softskills brauchst du um FlugbegleiterIn zu werden?

Neben diesen Grundvoraussetzungen sind Softskills im Job von uns FlugbegleiterInnen besonders wichtig. Empathie, Serviceorientierung, Weltoffenheit, Teamfähigkeit, Flexibilität sind dabei besonders wichtig. Als Flugbegleiterin hast du bei jedem Flug eine andere Crew und neue KollegInnen, die du kennenlernen musst. Wer offen, freundlich und kommunikativ ist, hat damit die besten Chancen. Das wichtigste aber: du bist authentisch und du selbst.

Bewerbung als FlugbegleiterIn – wie läuft das ab?

Die meisten Airlines schreiben online neue Stellen aus. Schau am besten auf deren Website in der Kategorie „Karriere“ und „Jobs“ ob aktuell neue FlugbegleiterInnen gesucht werden. Damit kommst du meistens schon auf die Website mit dem Bewerbungsformular, wo die Hardfacts abgefragt werden. Oft musst du zusätzlich noch deinen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben hochladen. Einige Airlines fordern vorab einen Online-Englischtest oder ein Vorstellungsvideo, um dich vor dem persönlichen Kennenlernen schon einmal gesehen zu haben. Wenn das alles in Ordnung ist, wirst du zu einem Bewerbungstag eingeladen.

Flugbegleiter-Casting – darauf musst du achten

Nun wirst du zu einem sogenannten „Casting“ oder einfach zu einem Bewerbungstag eingeladen. Verwechsele das Casting bitte nicht mit einem Model-Casting wie bei Germany’s next Topmodel, sondern komm am besten in einem klassischen Business-Outfit wie Kostüm oder Hosenanzug (als Frau) oder als Mann im Anzug. Sei überpünktlich, unterhalte dich mit deinen Mitstreitern, stelle intelligente Fragen und mach dir im Vorfeld schon Gedanken über die Fragen, die an diesen Tag auf dich zukommen.

Auch hier läuft es bei jeder Airline anders ab und am besten machst du dich online vorher über den Ablauf des Bewerbungstages deiner Traum-Airline schlau. Oft wird an diesem Tag ein Persönlichkeitstest geschrieben, oft findet auch nochmal ein Teil in Englisch statt oder man schreibt vor Ort einen Englischtest. Ansonsten kann man sich auf klassische Bewerbungsgespräche, Rollenspiele und IQ-Tests einstellen. Du bekommst dann entweder noch am gleichen Tag eine Zu- oder Absage oder ein paar Tage später per Email.

Klicke hier um zu all meinen Bewerbungstipps zu kommen.

Ausbildung zur FlugbegleiterIn

Die Ausbildung zur FlugbegleiterIn ist keine klassische Ausbildung, sondern eher eine Schulung und dauert je nach Airline zwischen 6-12 Wochen. Hier lernst du alles, was du wissen musst um an Bord zu arbeiten: Notfälle an Bord, medizinische Grundversorgung, Service und Produkt deiner Airline, interkulturelle Kompetenzen, wichtiges zum Unternehmen selbst. Den Hauptteil deiner Ausbildung als FlugbegleiterIn nimmt aber die Notfälle an Bord ein, denn wir sind in erster Linie für die Sicherheit an Bord zuständig. Was musst du tun um im schlimmsten Notfall die Passagiere schnell und sicher von Bord bekommst, um damit Leben zu retten? Was musst du bei medizinischen Notfällen an Bord tun? Wie bekämpfst du Feuer im Flugzeug?

Wie viel verdient man in der Ausbildung zur FlugbegleiterIn?

Die meisten Airlines zahlen ihren angehenden FlugbegleiterInnen in der Grundausbildung ein Azubi-Gehalt, es lohnt sich also auf jeden Fall für diese Zeit einen kleinen Notgroschen zu haben. Für einen Nebenjob während der Ausbildung hat man in der Regel keine Zeit, denn die Ausbildung in den 3 Monaten ist sehr zeitintensiv und wie ein 9-5 Job. Außerdem gibt es in dieser Zeit jede Menge Tests und Prüfungen, auf die man sich am Abend nach dem Kurs vorbereiten muss.

Dein erster Flug als Flugbegleiterin

Bevor die Ausbildung zur FlugbegleiterIn abgeschlossen ist, schicken die meisten Airlines dich vorher auf 1-3 „Erfahrungsflüge“. Ich hatte großes Glück und durfte damals gleich in die USA, nach Indien und sogar nach China fliegen. Diese Flüge waren sehr aufregend und was ganz besonderes. Es ist ganz normal, dass man hier aufgeregt ist und noch nicht alles weiß. Dafür hat man die Chance die zukünftigen KollegInnen alles zu fragen, echte Erfahrungen zu sammeln und ganz viel neues zu lernen.

Und wenn auch das geschafft ist, darfst du dich endlich ganz offiziell „FlugbegleiterIn“ nennen. Herzlichen Glückwunsch und always happy landings!